Eine kleiner Ausflug in eine traditionsreiche Geschichte
An manchen Tagen schimmert das Wasser tiefgrün und an Anderen azurblau. Auf dem See schwenken sanft kleine und große Segelboote, Kanus sowie Wassertretboote. Am Ufer kann man Kinder und Familien beobachten, die Enten und Schwäne füttern. Die Sonne taucht die umliegenden Dörfer und Städte, Inseln, Burgen und Schlösser, Klöster und Kirchen in ein warmes Licht. Am Horizont bieten die weißen Schneehauben der Schweizer Alpen ein grandioses Bergpanorama. Weinberge an den sanft geschwungenen Hainen tauchen die Umgebung in ein wahrhaft mediterranes Ambiente. Eine Landschaft, die zum Träumen und Erholen einlädt.
Allerdings kann Radolfzell auch auf eine lange und traditionsreiche Geschichte zurückblicken: Mit 63 Kilometer Länge, 14 Kilometer Breite und bis zu 254 Meter Tiefe ist der Bodensee das größte Binnenseegewässer Deutschlands und liegt im Dreiländereck Deutschland, Österreich und der Schweiz inmitten eines herrlichen Alpenpanoramas. Ursprünglich vom riesigen, bis zu eintausend Meter dicken Rheingletscher vor zig tausenden Jahren geschaffen, schob dieser aus Geröll und Schutt die Uferpartien zusammen und füllte den entstandenen Trog mit geschmolzenen Eiswasser und zeigt noch bis heute seine ungleichmäßige Form: der große Obersee im Osten sowie die nordwestliche Spitze des Überlinger Sees und südlich der kleinere Untersee, der so genannte Zeller See, der auch einen Teil der Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz bildet. Am Ufer jenes Untersees liegt idyllisch die Kleinstadt Radolfzell im Bundesland Baden-Württemberg und im Landkreis Konstanz, an der Halbinsel Mettnau, einer spitzen Landzunge, die weit in den Bodensee hinausragt.
Radolfzell wurde im Jahre 826 vom Bischof Radolf von Verona auf dem Boden des Klosters Reichenau als ?Cella Ratoldi? gegründet und ist dementsprechend mehr als 1100 Jahre alt. Vom Bischof Radolf leitet sich auch der heutige Namen der Stadt ab. Im Jahr 1100 ließ der Reichenauer Abt Ulrich von Dapfen mit Zustimmung Heinrichs IV. den Reichenauer Markt Radolfzell anlegen, den ersten Handelsplatz seiner Art in Süddeutschland mit eigenem städtischen Grund- und Bodenrecht und begründete somit die Entstehung der Stadt. Allerdings wurde Radolfzell erst im Jahr 1267 urkundlich als Stadt erwähnt, und seitdem bildeten die Marktbewohner und Angehörige der Reichenauer Hofgemeinde eine Bürgergemeinde, die Rechte und Freiheiten einer Marktstadt genossen.
Jahrhundertlang gehörte später die Stadt Radolfzell zum Habsburger Königreich, und noch heute erinnert das ?Österreichische Schlösschen? an jene Zeit. Wie überall in Deutschland wütete auch in Radolfzell der Dreißigjährige Krieg und hatte verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung. Eingeschleppte Seuchen und die Pest ließen die Einwohnerzahl auf weniger als die Hälfte zusammenschrumpfen, so dass nach dem Krieg nur noch 400 Menschen in der Stadt lebten. Allerdings erholten sich danach die Bestände recht schnell und die Stadt und der Handel blühten förmlich auf; nicht zuletzt durch die Landwirtschaft, und insbesondere die Getreide- und Weinherstellung, die jahrhundertelang die Grundlage der Wirtschaftskraft der Region bildete. Verkehrsgünstig gelegen am Dreiländereck des Bodensees, konnten Kaufleute ihre Güter bequem in die Schweiz oder nach Österreich verschiffen. Heutzutage ist Radolfzell ein modernes Wirtschaftszentrum und bildet neben dem Tourismus die Haupteinnahmequellen der Stadt. Radolfzell ist auch als die ?Hauptstadt des Umweltschutzes? bekannt und verfügt sogar über eine autofreie Altstadt. Genauso beheimatet die Halbinsel Mettnau und die Radolfzeller Aach ein riesiges Vogelschutzgebiet einschließlich einer Vogelwarte. Mittlerweile nennen fast 30 000 Menschen Radolfzell ihr Heim und genießen den entspannten Lebensstil vor den Toren des Bodensees mit grandiosen Panoramen.